"Meilenstein der Restaurationskunst"


Die spektakuläre Renovierung des STADTPALAIS Liechtenstein feiert in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum. Auch das Wiener Traditionsunternehmen J. & L. Lobmeyr war daran beteiligt – und restaurierte zwischen 2008 und 2013 eindrucksvoll die imposanten Luster des STADTPALAIS. Wir durften Johannes Rath, einen der Managing Partner, zum Interview bitten.



Palais Liechtenstein: Die Revitalisierung des STADTPALAIS gilt als bedeutendes Beispiel der Wiener Denkmalpflege. Wie würden Sie die Renovierung persönlich beschreiben? Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?


Johannes Rath: Es begann mit der Restaurierung eines Lusters – konkret, mit dem Luster im Quadratsaal. Die restlichen Luster waren an andere Firmen in Wien vergeben worden. Der Umfang des Projekts hätte die Kapazitäten einer Firma überstiegen. Wir haben uns gefreut, dass uns mit dem Quadratsaal-Luster nicht nur der imposanteste Luster zur Bearbeitung übergeben wurde, auch unseren Kompetenzen hat er sehr entsprochen. Dass wir im Laufe des Projekts dann auch die anderen Luster übernehmen durften, war für mich besonders schön. Wir konnten dabei nicht nur unser Knowhow einbringen, sondern haben in der Zusammenarbeit mit den RestauratorInnen und KonservatorInnen auch einiges gelernt und neue Kontakte zu weiteren DienstleisterInnen der Branche bekommen, mit denen wir seither gerne zusammenarbeiten.



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Der Luster im Quadratsaal des STADTPALAIS.



Während des Zweiten Weltkriegs wurden Luster im STADTPALAIS abgenommen und nach dem Krieg verkauft. Im Zuge der Renovierung wurden einzelne Teile im Wiener Antiquitätenhandel wiedergefunden und mit Hilfe historischer Fotografien zusammengefügt und ergänzt. Kommen solche Restaurierungen heutzutage noch oft vor?


Wir haben immer wieder Restaurierungsprojekte, die ein gewisses Maß an Detektivarbeit erfordern – oder solche, bei denen man durch Zufall auf spannende Details der Historie eines Objektes stößt.
Das Projekt im STADTPALAIS war einzigartig in der Tiefe, mit der sich die Restauration mit der Historie der Objekte auseinandersetzte. Zudem war es der atemberaubende Umfang des Projekts. Einmalig sowohl im Ausmaß als auch in der Detailtreue, stellt es international sicherlich einen Meilenstein der Restaurationskunst dar, der auf lange Sicht Geltung haben wird.



Durch Ihre Arbeit konnten die Luster nach alten Vorbildern rekonstruiert werden, etwa zwei der Luster im STADTPALAIS sind zur Gänze nachgebaut. Vor welche Herausforderungen stellte Sie diese Aufgabe?


Bei den Lustern im Bouquetzimmer waren einige wenige Elemente vorhanden. Die größte Herausforderung war es, die „Lücken“ zu füllen, also die Teile zu rekonstruieren, die nicht erhalten waren.
Auch war es eine kleine Kunst, auf dem alten Schwarz/Weiß-Foto die Grenze zwischen Teilen der Wanddekoration und Teilen des Lusters zu finden. Zudem ist es bei so einem Projekt üblicherweise am schwersten, Bauherren von der Notwendigkeit detailgetreuer Arbeit und Recherche zu überzeugen. Das war hier kein Problem. Es galt als erklärtes Ziel, bestmögliche Arbeit zu liefern. Und das ist genau, was wir immer wollen.
 

 

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Besichtigen Sie den Luster im Bouquetzimmer bei der Sonderführung
'Blick nach oben. Die Luster von J. & L. Lobmeyr im STADTPALAIS Liechtenstein'.

 


Etwa 24 große Bronze- und Kristallluster waren Teil der Renovierung. Welcher Luster des Palais beeindruckte Sie persönlich am meisten?

Jeder Luster im Palais hat seine Geschichte und erzählt auch die eine oder andere Anekdote. Der für mich beeindruckendste Luster ist aber sicherlich jener im Quadratsaal. Zum einen, weil wir damit ins Projekt eingestiegen sind, zum anderen aber auch, weil wir hier viele unserer ureigensten Kompetenzen, wie Oberflächengestaltung oder Glasschliff einbringen konnten.


Worin bestehen die größten Unterschiede zwischen den Lustern damals und heute?

Für uns gibt es da keine Unterschiede! Wir sind nicht nur dafür berühmt, Maßarbeit zu liefern, wir wollen auch die bestmögliche Arbeit abliefern. Viele „Luster“ werden heute gefertigt, um ein paar Jahre zu glänzen und dann aus der Mode zu sein. Wir geben uns damit nicht zufrieden. Angesprochen auf diese Thematik, sage ich gerne: „früher waren alle gut…“


Worauf sind Sie rückblickend besonders stolz?


Sagen zu können, dass wir die Luster im Palais restauriert haben, ohne eingrenzen zu müssen, welchen genau. Das erfüllt mich mit viel Stolz.


Bilder: Fotomanufaktur Grünwald

 



SONDERFÜHRUNG - LUSTER VON LOBMEYR


Möchten Sie die eindrucksvollen Luster im STADTPALAIS besichtigen - und mehr über die Arbeiten von Lobmeyr erfahren, dann besuchen Sie die aktuelle Sonderführung

"Blick nach oben. Die Luster von J. & L. Lobmeyr im STADTPALAIS Liechtenstein."




 

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