Grenzgänger, Jongleure und Gestaltwandler
Sie spielen nicht nur mit verschiedenen Genres, Chronatic Quartet zelebrieren sie richtiggehend. Die vier Musiker gelten als Grenzgänger, Jongleure und Gestaltwandler zwischen den Welten von Unterhaltungs- und ernster Musik,
zwischen Klassik, Rock und Pop.
Co-Organisatorin der Sommer Rhapsodie Melanie Hirsch hat mit Marco T Alleata, Bassist der Band, und Benedikt ter Braak, federführend am Klavier, unter anderem über ihr zweites Programm, den Karneval der Tiere von Camille Saint Saëns, gesprochen. Erstmalig werden Chronatic Quartet das Programm bei der Sommer Rhapsodie komplett aufführen – in ihrer eigenen „chronatischen“ Version, versteht sich!
Melanie Hirsch: Was bedeutet denn Chronatic Quartet?
Marco T Alleata (M T A): Die Namensfindung der Band hat etwas länger gedauert. Die Kurzfassung dazu ist, dass wir bei einem Kasten Bier und einer Flasche Whiskey irgendwann auf den Namen des griechischen Gottes für Zeit „Chronos“ kamen.
Benedikt ter Braak (B t B): In einer Zeit wie heute kann man sich an vielen verschiedenen Stilen und Epochen bedienen und seine eigene Musik zusammenstellen. Epochen werden verknüpft und die Zeit spielt keine Rolle mehr.
M T A: Chronatic war dann die Schlussfolgerung daraus.
Habt ihr alle Musik studiert?
B t B: Ja, haben wir, aber nicht alle klassisch. Ich habe Klassik gemacht und Komposition studiert, allerdings mit anderen Schwerpunkten.
M T A: Benedikt hat das neue Programm, den Karneval der Tiere, komponiert und für unsere modernen Instrumente arrangiert. Jan, unser Schlagzeuger, kommt eher aus der Jazz- und Rock-Richtung.
B t B: Unser Geiger Tobias hat als Violinist natürlich klassisch gelernt. Das war aber nicht, wofür sein Herz geschlagen hat. Und Marco? Als was siehst du dich denn eigentlich?
M T A: (lacht) Als bunter Hund! Ich habe früh angefangen mit klassischem Klavierunterricht. Als Teenie fand ich dann das Üben nicht mehr so toll, die Stücke und Musik fand ich aber faszinierend. Die Musik, die ich in meiner Kindheit am Klavier gelernt habe, wird heute mit moderneren Instrumenten, wie dem E-Bass, vereint und damit neu interpretiert.
Ihr nennt euch Band und heißt „Quartet“ – wie definiert ihr euch selbst? Seid ihr mehr Band oder doch eher ein Ensemble?
B t B: Diese Begriffe sind sehr verankert in der Aufführungspraxis. Der Ausdruck „Band“ wird definitiv dem Pop-Rock-Bereich zugeordnet, während ein Quartett eher in Richtung Klassik oder Jazz geht. Unsere Besetzung tendiert mehr zu einer Band. Durch den Begriff „Quartet“ wird die Perspektive aber auch auf die Klassik gelenkt.
Wie entstehen eure Arrangements?
B t B: Das erste Programm ist aus Freude und Intuition entstanden. Man überlegt, bis zu welchem Teil eines Stücks macht es Spaß, zu spielen. Und nach diesem Teil versuchen wir etwas Anderes folgen zu lassen.
M T A: Der Geige passt zum Beispiel die Tonart nicht – egal, dann ändern wir das eben. Das war immer einfach für uns. Die Stücke vom ersten Programm haben wir gemeinsam geschrieben. Wir waren immer zu viert und hatten eine Liste mit Lieblingssongs und- stücken. Dabei hatte jeder von uns Ideen, wie die Stücke neu arrangiert und weiterentwickelt werden könnten.
B t B: Wir hatten Lust, uns einem klassischen Werk mit voller Aufmerksamkeit zu widmen und daraus etwas Eigenes zu machen. Der Karneval der Tiere ist sowieso schon ein Zyklus, den Saint Saëns selbst benutzt hat, um sich über seine Komponisten-Kollegen lustig zu machen. Jedes dieser einzelnen Tiere karikiert einen seiner Bekannten. Deshalb sind die Stücke schon mit kunstvoll und subtil eingewobenen Zitaten gespickt. Dieses Prinzip noch einmal aus unserer Perspektive, mit unseren Erfahrungen und unserer Lebenswelt neu zu denken, war eine spannende Aufgabe.
M T A: Benedikt hat das wunderbar gemacht – musikalisch, aber auch (spiel-)technisch. Er hat probiert, wie er die Grenzen seiner Kollegen austesten kann. Und für uns war diese Weiterentwicklung an den Instrumenten toll. Als Musikerkollege fand ich das sehr reizvoll.
Saint Saëns hat nun Kollegen und Zeitgenossen zitiert. Entdecken aufmerksame BesucherInnen der Sommer Rhapsodie in eurer Version aktuelle Zitate aus unserer Lebenswelt?
B t B: Ja, entdecken sie! Obwohl wir nur Fragmente benutzen und weiterentwickeln, müssen wir aber wegen der Urheberrechte sehr vorsichtig mit Zitaten sein. Oft bekommen wir die Erlaubnis der MusikerInnen zur Nutzung nicht.
Beim Karneval der Tiere sind ja traditionellerweise Texte dabei. Gibt es die in eurer Version auch?
B t B: Wir werden vom Karneval zwei Versionen machen. Es wird ein Album mit reiner Musik und eine zweite Variante mit einem eigens dafür produzierten Hörspiel geben.
Welche Variante spielt ihr bei der Sommer Rhapsodie?
B t B: Wir werden uns eine Geschichte ausdenken. Es ist eine schöne Sache, wenn man mit einer Geschichte durch die Songs leiten kann. Und das bietet sich bei diesem Zyklus ja auch sehr an!
Abschließende Frage: Was ist euer Lieblingsstück in eurem Karneval der Tiere?
M T A: Die Pferde und der Kuckuck. Und die Hühner!
B t B: Mein Favorit sind die Kängurus. In dem Moment gibt es immer einen richtigen Flow.
Bild: Chronatic Quartet © Rebecca ter Braak
Sommer Rhapsodie
Chronatic Quartet
Camille Saint-Saëns: Karneval der Tiere
Montag, 01.08.2022
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